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Date: 2008-09-29
Wiener Gemeindebau - 220.000 "anonyme" Fragebögen mit versteckter Kundennummer
Die Anonyme Umfrage unter den Mietern der Wiener Gemeindebauten ist gar keine, obwohl genau das auf der Rückseite versprochen wird: Alle Fragebögen sind mit der Kundennummer in Form eines seitlich angebrachten Strichcodes versehen.
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Rechtzeitig vor der Wahl fiel dem Wiener Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig [SPÖ] ein, er möchte wissen, was die Gemeindebaumieter so über ihre Wohnung, ihre Hausanlage, ihre Nachbarn, ihre Umgebung, die Sicherheitssituation, Ihre Hausverwaltung und die Stadt Wien denken. 220.000 "anonyme" Fragebögen [1] wurden ausgesandt, aber alle mit persönlicher Anrede am Fragebogen. Das machte die Mietervertretung im Hugo-Breitner-Hof [2] stutzig, und man wandte sich an die Medien [3] [4].
Der Stadtrat antwortete, die Anonymität sei Gewährleistet: Da stehe nur der Familienname nicht der volle Name und Adresse am Fragebogen. Der Strichcode diene nur der Zuordnung zu den Verwaltungssprengeln.
Wie die q/uintessenz mit einem professionellen Barcode-Lesegerät festgestellt hat, ist das unrichtig. Der unscheinbar seitlich am Fragebogen angebrachte Strichcode (Typ Code-128 [6]) enthält die volle Wiener-Wohnen Kundennummer des Mieters. Damit ist jeder Fragebogen eindeutig zuordenbar und rückverfolgbar. Die am Fragebogen versprochene Anonymität und die Aussage in der Presse sind Makulatur. Besonders Perfide: Durch die Art der Anbringung wird der Code von den meisten Menschen nicht als solcher erkannt. Ohne technisches Equipment ist der Inhalt des Codes nicht lesbar.
Michael Ludwig ist kein Unbekannter. Er war schon die treibende Kraft hinter der Videoüberwachung [5] in mehreren Gemeindebauten in Wien. Daher weisen die Fragen auch eine besondere Schieflage auf: Es gibt keine Möglichkeit sich gegen Videoüberwachung auszusprechen, nur dafür oder neutral. Das Ergebnis der Auswertung ist daher gut vorhersagbar.
Der Verein q/uintessenz warnt vor dem Ausfüllen der Fragebögen. Eine Anonyme Auswertung kann nicht gewährleistet werden. Negative Konsequenzen bei schlechten Kritiken können daher nicht ausgeschlossen werden.
Immerhin, in Frage 20 kann man Wünsche an die Stadt Wien deponieren. Wir hätten da eine: Die Achtung vor der Privatsphäre der Menschen.
[1] Vorderseite: http://www.flickr.com/photos/forumsfratz/2875737572/sizes/l
Rückseite: http://www.flickr.com/photos/forumsfratz/2875736756/sizes/l
[2] http://www.hugo-breitner-hof.at.tt/
[3] http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3902&cob=372799
[4] http://www.kurier.at/nachrichten/wien/203752.php
[5] http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/363821/index.do
[6] http://www.barcodeisland.com/code128.phtml
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edited by Mac Gyver
published on: 2008-09-29
comments to office@quintessenz.at
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